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Montag, 14. August 2023

Grubenkarpfeiler – „Jugendtraum“ VII A2, 5. Begehung

Am Samstag, den 12.08.2023 zog es Magnus, Matthi und meine Wenigkeit wieder einmal in unsere „Wand der Wände“ – die bis zu 850 m hohe Laliderer-Nordwand. Als Laliderer-Touren werden für gewöhnlich alle Routen zwischen und inklusive der begrenzenden Nordkante des Grubenkarpfeilers und der „Herzog-Kante“ gewertet. Wenngleich es sich, je nach gezählten Varianten, um 23 Durchstiege handelt, wird die Routenwahl für Matthi und mich langsam eingeschränkt und immer ernster.

Die Route „Jugendtraum“ (VII A2) wurde am 24. und 31. August 1985 durch Franz Sint und Anno Schulte-Herbrüggen eröffnet. Sie verläuft durch das markante und teilweise äußerst glatte Verschneidungssystem im Zentrum der Nordwestwand des Grubenkarpfeilers zwischen „Neuer Westwand“ (Werner/Minameyer, 1973) und der Rebitsch/Dressel-Führe von 1945.

Nach einem recht strammen IVer in der Einstiegsseillänge (50 m) zeigte uns die Route bereits in der zweiten Seillänge (VI, 50 m, 2 H.) ihre Zähne. Nach aufsteilender Wandkletterei gilt es dort auf einem abschüssigen Felssims unter einem Riesendach etwa 15 m nach rechts in den Verschneidungsgrund zu queren. Die bescheidene Sicherungsmöglichkeit lässt hier frühmorgens auch den Puls der Nachsteiger in die Höhe gehen.

Die 3. Seillänge (VI, 25 m, 1 H.) wartet mit athletischer Kletterei in festem Fels auf. Durchwachsener geht es durch die 4. Seillänge (VI+, 50 m, 1H.), in der in einer Passage lose in Moos gebetteten Griffe gehandelt werden müssen, ehe die Überwindung des sogenannte „Samtpfötchen-Überhangs“, einem aus lockeren Blöcken formierten Wulst, äußerst vorsichtiges Klettern erfordert. In der nun folgenden Schlüsselseillänge (VII A2, 25 m, 2 H.) überdacht die Verschneidung eine aalglatte senkrechte Platte. Durch den nach unten offenen, brüchigen und feuchten Riss konnten wir uns nur mit Hilfe großer Cams (bis Nr. 5) emporarbeiten. Es folgt ein kurzer Seilzugquergang bis verschlossene Wandkletterei (VI) wieder zurück in den Verschneidungsgrund zu einem Hängestand führt. In Seillänge Nr. 6 (VI+, 30 m) leitet ein Faustriss unter einen Überhang mit Ausbruch, welcher links umgangen wird.

Hier ändert sich der Charakter, die Wand neigt sich, die Felsqualität nimmt ab. Seillänge 7 (V, 35 m) gewinnt nach rechts über eine brüchige Kante leichteres Gelände, in dem Seillänge 8 (III, 40 m) den Fuß eines Kamins erreicht. Dessen steiler Beginn wird von Seillänge Nr. 9 (IV, 30 m) links empor zu einem Podest umgangen. Eine Querung in ausgesetzter Wandkletterei (10. SL: VI-, 50 m, 1 H.) leitet zurück in den Kamin. Den Kamin rechterhand umgehend und schließlich wieder zurück in diesen, führt die 11. Seillänge (IV-??) weitere 40 m empor.

Nun gibt es kein Ausweichen mehr. Zwei rostige Stifte weisen uns den Weg über einen brüchigen und feuchten Kaminüberhang (VI) von der Sorte „Laliderer“. Einer Festigkeitsprobe von Hand nicht standgehalten, wurde der erste dieser Haken ersetzt und entschlossen drübergestiegen (SL. 12: VI, 45 m, 3 H.). Dagegen fair fühlt sich mit V+ die Bewertung der nächsten Seillänge an, an deren Ende bei einem betagten Ringhaken, noch unter einem brüchigen Überhang, nach rechts an die Kante gequert wird.  Der rechte zweier Risse vermittelt in Seillänge 14 (IV, 50 m, 2 H.) den Ausstieg in flacher werdendes Gelände wo gut 100 m Kletterei im II. und III. Grad auf die Gratschneide des Grubenkarpfeilers führen.

Aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit und herannahenden Gewittern, entschieden wir uns für eine Flucht nach oben und eine Übernachtung im Konrad-Schuster-Biwak, welches wieder einmal unberechtigterweise von Wanderern überfüllt war.

Fazit:

Der „Jugendtraum“ stellt ein besonders anspruchsvolles, bohrhakenfreies Laliderer-Abenteuer im kühnen Stil der 80er-Jahre dar. Die Bewertungsvorschläge gemäß dem Topo der Erstbegeher sind teilweise wohl etwas tiefgestapelt, was besonders in den vermeintlich leichten IVer-Längen spürbar ist. Spärlich vorhandene Stand- und Zwischenhaken sowie die ein oder andere gefährlich brüchige Passage tragen den Rest bei. Zumindest in den kompakten Teilen der Riesenverschneidung lässt sich gut an Cams und Keilen sichern. Laut dem Tourenbuch der Falkenhütte dürfte uns die 4. Begehung geglückt sein. Der letzte Eintrag liegt 35 Jahre zurück.







5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Super Burschen!! Endlich wieder mal a Eintrag...

Anonym hat gesagt…

Richtig geil! Gratuliere

Anonym hat gesagt…

Ganz großes Lalidererkino - chapeau!

Anonym hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch. Wenn ich Eure Beschreibung lese, kommen viele Erinnerungen an die Erstbegehung von Franz und mir. Berg Heil, und weiter so

Anonym hat gesagt…

Anno