Nach einer langen Verletzungspause konnte ich nun endlich wieder ins alpine Geschehen zurück kehren, dafür hat David gleich eine passende Tour ausgesucht, eine Erstbegehung 😊
born in tirol
Nach einer langen Verletzungspause konnte ich nun endlich wieder ins alpine Geschehen zurück kehren, dafür hat David gleich eine passende Tour ausgesucht, eine Erstbegehung 😊
Am Mittwoch den 24. August 2022 war ich mit Tom wieder einmal in den Laliderer Wänden unterwegs. Um 08:00 Uhr stiegen wir in die Einstiegsverschneidung der SCHMID/KREBS, um diese nach drei Seillänge am Schichtband nach links zu verlassen. Dort beginnt die von A. ERDENKÄUFER und O. SIGL 1966 eröffnete Route, welche in einem Verschneidungssystem links der SCHMID/KREBS durch die an dieser Stelle 850 m hohe Laliderer Nordwand führt. In der Beschreibung der Erstbegeher an mehreren Passagen mit VI+ und A3 bewertet und explizit vor erhöhter Steinschlaggefahr gewarnt, geriet sie in den jüngeren Führerwerken ins Hintertreffen, bis PANICO sie wieder in die neuste Auflage aufnahm. Tatsächlich durfte sich die zu Unrecht in Vergessenheit geratene Route in den letzten Jahren so wieder über mindestens vier Begehungen, wohl aber auch über den ein oder anderen abgebrochenen Versuch freuen.
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Abzweigung am Schichtband geht es nun linkerhand über senkrechten Pelz in einen
leicht überhängenden Riss (VI+, mehrere z.T. neue H.). Eine lose Schuppe wird etwas
links an Leisten umgangen bis athletische Risskletterei nach etwa 35 m zum
Standplatz (2 H.) führt. In festem Fels leiten eine Verschneidung und dann
Risse im IV. und V. Grad 2 Seillängen empor. In der darauffolgenden VIer-Länge
ist der Fels dann weniger zuverlässig, ebenso wie ein Haken an der
schwierigsten Stelle, der mir so geklippt gleich entgegenkam.
Eine weitere Verschneidungsseillänge (V) leitet auf ein großes Podest (2 SH.) unter einer 10 m hohen hellgraue Platte. Obwohl ehemals mit A3 bewertet, zeigt sich die Passage äußerst sicherungsmittelfeindlich und konzentrierte Reibungskletterei (VI+) ist gefragt, bis man schließlich einen Haken mit darüber liegendem Cam-Placement am Beginn der folgenden Rechtsquerung erreicht. Vorbei an einem möglichen Zwischenstand (3 SH.) führt die Traverse zu einem steilen Riss (VI, mehrere H.). Nach 10 m verlässt man diesen und mit einer Linksquerung endet die Seillänge am Fuß einer Verschneidung (3 SH.). 20 m leitet diese im V. Grad empor auf einen brüchigen Pfeilerkopf. Die folgende 4 m hohe steile Platte wurde von den Erstbegehern an zwei Sticht-Bohrhaken überwunden. Da der eine von Wiederholern ab-, der andere umgeschlagen wurde, erfordert die Passage nun zwingend den VII. Grad, bis man die erlösenden Griffe einer ansetzenden Rissverschneidung (2 H.) erreicht. Eine Plattenquerung leitet nach links in einen ausgewaschenen Kessel (1 SH.) wo der auffallenden Wasserstreifen überquert wird, um in das Schluchtsystem links davon zu gelangen. Nun geht es eine Seillänge im rechten von 2 Rissen (V), dann eine weitere in einem Kamin (V-) links der Schlucht empor. Es folgt ein Hangelquergang (V+, H.) zurück in den sandigen Schluchtgrund (2 SH.), um am Beginn der folgenden Seillänge einen nicht ganz festen Überhang (VI, 1 H.) zu überwinden. Aus einem weiteren Schluchtkessel leitet rechterhand ein Kamin (V-, 1 HK. und 1 fixer Cam) zum Ende der Hauptschwierigkeiten nach etwa 18 bis 20 Seillängen.
Zuerst etwas rechts, dann stets linkshaltend führte uns der leichteste Weg durch brüchiges Gestein im II. und III. Grad entlang von Rinnen und Rippen durch den obersten Wandteil, bis wir uns nach 10 h am Gipfelgrat die Hand geben konnten.
Für mich wars der letzte 4000er was 1990 unerfahren mit meinem Bruder am Matterhorn begann konnte ich heute am Jorasses beenden, ein unglaubliches Gefühl am Gipfel. Besonders bedanken möchte ich mich aber bei Wolfi der mich bei den meisten Touren begleitet hat und mich in der Umsetzung meines Planes konsequent und bedingungslos unterstützt hat. Für Wolfi waren es auch die letzten 4000er im Mont Blanc Gebiet, somit hat auch er das schwierigste hinter sich und wird die Sammlung in den nächsten Jahren mit einer Sommertour und ein par Skitouren im Wallis abschließen.
Im Karwendel gibt es zum Glück einige Rückzugsorte für soziophobe Kletterer. Einer davon ist das Falkenkar. Ein unscheinbarer Steig, dessen Einstieg man kennen sollte, leitet geschickt durch Steilstufen und Latschenfelder in das weitläufige Kar. Am Ende der Latschen weiten sich das Kar, der Blick und das Herz.
Da Wolfi´s Seillängenkonto heuer noch rote Zahlen ausweist, wählten wir die Route „Im Reich des Ungenannten“. 19 zum Teil recht lange Seillängen schlängeln sich durch die kühle Nordwand des Laliderer Falk`s. In den schwierigen Kletterpassagen ist der Fels von ausgezeichneter Qualität, in den Lauflängen kann Konservativismus nicht schadenNach kurzer Gipfelrast ging es ans Abseilen. Die Furcht vor Seilverhängern vor allem in den flacheren Passagen war gänzlich unbegründet.
Zufrieden verließen wir das Falkenkar, und übergaben es wieder den Gämsen und Alpensalamandern. Zu guter Letzt bekämpften wir noch unsere Soziophobie und kehrten in einer Pizzeria in Maurach ein.
Ein ausgefülltes Tagesprogramm in grandios einsamer Umgebung.
Wolfi und Christian