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Freitag, 7. Juni 2024

Freie Verschneidung und Teufelskanzel

In Vorbereitung auf die Bergführer-Eignungsprüfung war ich im Frühling 2024 vermehrt im Fels unterwegs. Neben dem einen oder anderen kleinen Erfolgserlebnis im Klettergarten möchte ich zwei tolle Mehrseillängen-Routen hervorheben:

Am 20. Mai stiegen Matthi, Sevi und ich durchs Puitental zur Südwand der Söllerköpfe auf. Unser Ziel war die „Freie Verschneidung“ (VI, gesamt 280 Hm). Diese Tour wurde 1978 von J. Kaufhold, B. Bianchi und S. Gschwendtner – allesamt vom Kletterclub „Rosarote Panther“ – eröffnet. Die Namensgebung soll auf die puristisch abgesicherte Kletterei hinweisen und den Kontrast zu manch gut eingenagelter Schüsselkar-Führe aufzeigen.

Von letzten Schneefeldern am Wandfuß führt etwa 100 Hm Schrofengelände bis III+ zu einem Standplatz mit 2 NH unter die steiler werdende Wand. Vorerst im IV. dann im V. Grad leiten zwei Seillängen in einem Kamin- und Risssystem empor, ehe es nach links (mehrere H.) über eine Platte in herrlich wasserzerfressenem Wettersteinkalk zum Hängestand (2 SH) unter der ersten Schlüsselseillänge (VI) geht. Zuerst eine elegante Wandstelle, gefolgt von einem faustbreiten Riss und schließlich eine Rissverschneidung vermitteln den Durchstieg (-> 2 SH).

Über eine Platte nach links und um eine Kante leitet die 4. Seillänge in einen kurzen steilen Riss (V+), welcher in eine genüssliche Rissverschneidung (V-) führt (-> 1 SH). Eine kurze Seillänge in steiler Piazkletterei (min. V+) führt unter den Endgegner (-> 1 SH). In der 6. Seillänge verschlingt ein breiter werdender Schulterriss (VI) Camalots bis Gr. 5.

Anm.: SH … Standhaken

Verzichtet man auf einen Wanddurchstieg im leichter werdenden Gelände, quert man nun 20 m nach rechts über ein Schotterband und klettert ein paar Meter einen Kamin ab, wo ein einzelner BH den Beginn einer alten Abseilpiste markiert.

Mindestens den selben Klettergenuss, wenngleich von modernerem Charakter, verspricht die Route „Teufelskanzel“ (VIII/VIII+, 270 Hm) am Jaunkopfpfeiler bei Ginzling. Im Jahr 2000 eröffnet, ist die „Teufelskanzel“ die älteste Erstbegehung von R. Scherer im Zillertal, aber nach wie vor eine absolute Top Tour. In eisenfestem Zillertaler Gneis führen acht Seillängen technisch anspruchsvoller Kletterei durch die schwarze südwestseitig ausgerichtete Wand, wobei die Abstände der Bohrhaken im VII. Grad teilweise schon recht flott sind.

Ich war die Route bereits vor 17 Jahren mit Paul G. geklettert, wobei für mich damals ein paar Haken Ao herhalten mussten. Ein bisschen älter und fitter gelang es mir nun am 6. Mai alle Seillängen im Vorstieg rotpunkt zu klettern.






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