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Donnerstag, 20. November 2025

Carmina Burana & HuHu-Führe

Um die goldenen Herbsttage zu nutzen, war ich in den vergangenen Wochen gleich mehrere Male im Wettersteinkamm unterwegs. Neben den lohnenden Neo-Klassikern „Weg der Nasenbohrer“ und „Mon Chéri“ an der Schüsselkarspitze, welche ich in Begleitung von Teresa onsight klettern konnte, war ich mit Matthi auch in zwei rustikaleren Abenteuerrouten.

Von der Route „Carmina Burana“ am Westgratturm der Schüsselkarspitze wurde mir letztes Jahr warnend abgeraten, was jedoch lediglich mein Interesse weckte. 1988 von Franz Perktold und Frank Weissner erstbegangen, zweigt die Route nach der ersten Seillänge von „Jörg/Simon“ rechts ab (VI) und teilt sich den Standplatz mit „Švec Gebel…“ auf einem Band. Ein Riss (Cam 2) leitet in die gelbe Wand nach rechts, wo eine überhängende Passage an guten Strukturen überwunden wird (VII, 1 SU, 2 H.). Die nächste Länge führt abdrängend nach links um eine Felsnase herum in eine versteckte Verschneidung zu einem Zwischenstand (VII, Cams 0,4 – 0,75). Die nun folgenden überhängenden und trittarmen Rissmeter stellen die Schlüsselstelle (VII+, Cam 2) der Tour dar. Nach einem weiteren Berührungspunkt mit der „Jörg-Simon“ quert man nach rechts (H.), wo eine teils wannenförmige Verschneidung in etwas brüchigem Gestein nach oben leitet (VI+, 2 H., 1 alte Schlinge). Vom Stand an 2 Normalhaken klettert man noch ein paar etwas brüchige Meter zu einem Riss (Cam 0,5), ehe man recht frei nach links über eine kompakte Platte (VII-) in eine versteckte Verschneidung (Cam 0,4) traversiert. Diese empor, quert die Linie abermals nach links, wo zwei Sticht-Bohrhaken die letzte knifflige Passage (VI+) der Route entschärfen, ehe eine letzte Seillänge im IV. Grad auf den Westgrat leitet.

Eine Woche später, am 15. November, stieg ich mit Matthi zur Südwand des   Oberreintalschrofens auf. Im Gepäck einen doppelten Satz Cams, wobei vor allem die 3er nicht fehlen sollten. Unser Ziel war die 1964 von Winfried und Simon Huber erstbegangene „HuHu-Führe“, welche links des Südpfeilers durch eine Reihe von Rissen und Verschneidungen bis zur Einmündung in die „Jenewein/Kasper“ emporleitet. Den Einstieg vermittelt eine seichte Verschneidung, aus der die erste Seillänge über eine Platte nach links quert und schließlich durch einen Riss zum Stand auf einer gelben Schuppe leitet (VI, mehrere H.). Der nun folgende äußerst spektakuläre Rissüberhang, welcher erstmalig von Heinz Zak frei geklettert und „Fakirdach“ getauft wurde, kann technisch an Cams und einigen Normalhaken überwunden werden (VI A1). Die folgenden beiden Verschneidungslängen bieten rassige Kletterei im oberen VI. Grad (einige H.), ehe eine hellgraue Platte in leichteres Gelände führt. Zwei weitere durchaus ansprechende Seillängen (IV+) der „Jenewein/Kasper“ leiten uns schließlich in zerfurchtes Schrofengelände und bis zum Steinmann mit Gipfelbuch im Marmeladenglas.

Die zu Unrecht in Vergessenheit geratene „HuHu“ stellt eine der wenigen Linien in der Südwand des Oberreintalschrofens dar, welche noch nicht vom modernen Bohrhakennetz durchkreuzt wird.







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