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Donnerstag, 30. Juli 2015

Petites Jorasses "Contamine"



Beim morgendlichen Anruf bei unserem privaten Wetterdienst (Dank an Alex Radlherr), wurden unsere (Sonne plus Autor) Gesichter immer länger. Aus dem ursprünglich prognostiziertem mehrtägigem Hochdruckgebiet wurde ein Minihoch für Montag und Dienstag. Da ich bereits Urlaub beantragt hatte (Sonne hat gar keinen Urlaub, nur Ferien!) kurvten wir trotzdem nach Chamonix. Die Pläne für die Grandes Jorasses  wurden auf Grund der Wetterprognose eingemottet. Aber wo es eine „Grandes“ gibt, dort gibt es meist auch eine „Petites“.

Nach einer gemütlichen Nacht in der Leschauxhütte trotteten wir über den Leschauxgletscher, in der Spaltenzone der Spur eines Guides folgend, zum Beginn der Contamine an der Petites Jorasses.
Die Kletterei beginnt gleich rassig, und wenn sie auch nie wirklich schwer ist, so darf man sich doch ordentlich festhalten. Die spärliche Absicherung lässt sich mit mobilen Sicherungsmitteln perfekt ergänzen, fordert aber einiges an Orientierungsvermögen. Die letzten zwei Seillängen haben wir generös ausgelassen, das flache Gelände verhieß für die Abseilfahrt nichts Gutes.
Abseilen im Granit ist immer spannend, und natürlich erlebten wir was wir ohnehin schon wussten: Granitschuppen fressen am liebsten Kletterseile. Nach dreistündiger Abseilfahrt mit entnervenden Seilverhängern waren wir wieder am Einstieg und beeilten uns zurück zur Hütte, wo wir dankenswerter Weise noch mit unserem Anteil am Abendessen erwartet wurden. Von der Hüttenterrasse aus konnten wir noch das Schauspiel der rasch herannahenden Front und der flüchtenden Stirnlampenkegel an Grepon und Charmoz beobachten. Einzig jenes koreanische Team, welches am Morgen in den Walkerpfeiler an der Grandes Jorasses eingestiegen war, schien sich vom Wetter nicht beeindrucken zu lassen.
Am nächsten Tag wanderten wir im Nieselregen der eingetroffenen Wetterverschlechterung zurück zur Zahnradbahn nach Chamonix, um dann im Dauerregen die Heimreise anzutreten.



Petites Jorasses; „Contamine“
Freikletterklassiker (VI) aus dem Jahre 1955 (Contamine,Bron,Labrunie)
Verhältnismäßig bescheidene Absicherung.
Wandhöhe 650m, Kletterzeit 8 – 10h
Abstieg: Abseilen über „Anouk“
Walter Pause: Im extremen Fels

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