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Samstag, 24. Juli 2021

Kletterausflug Dolomiten/Pala

Vom 19. bis 23. Juli 2021 machten Sonne und ich einen Klettertrip in die Pala-Gruppe der italienischen Dolomiten. Am ersten Tag ging es vom Passo Rolle via Mountainbike über die Baita Segantini in den Talkessel des Val Venegia und zu Fuß weiter über die Forcola Margherita auf das Rifugio G. Volpi al Mulaz (2560 m). Nach Abendessen und Übernachtung auf der wenig besuchten Hütte stiegen wir am nächsten Morgen zum tiefergelegenen Einstieg der gut 330 m hohen Westwand des Campanile alto dei Lastei (2830 m) ab. Für Walter Pause’s Eleven gilt es dort die Route von M. Pfeffer und E. Kamp zu klettern.

Durch den unteren Wandteil schlängelt sich die Linie von 1929 in großen Schleifen überwiegend im IV. Grad, garniert durch eine ausgesprochen schöne V+ Länge empor, bis sie in die den oberen Wandteil durchziehende Riesenverschneidung mündet. Vorerst genüsslich geht es diese im V. Grad empor, bis lose Blöcke am Verschneidungsgrund ein Ausspreizen an die kompakten Seitenwände empfehlen. Den Ausstieg sollte die früher mit VI bzw. VI-/Ao bewertete Schlüsselseillänge vermitteln, welche jedoch seit mindestens 2014 von einem Felssturz gezeichnet ist. Da uns auch der verbliebene Fels sehr veränderungsfähig erschien, querten wir bereits vor dem Grottenüberhang etwa 30 m nach links, wo wir unter einem gelben überhängenden Wulst einen alten Haken und einen Holzkeil vorfanden (Ausstieg der Route „Valentino“?). Vom dort eingerichteten Standplatz schaukelte ich an einer Trittschlinge erkundend über die Kante des Überhangs, von wo ein Riss die folgenden steilen Wandmeter durchzieht. Einen dort befindlichen Haken nachgeschlagen und zwei Klemmkeile im Riss untergebracht (und belassen), ging es schließlich in etwas flacheres Gelände bis eine kleine Verschneidung den Ausstieg auf den Gipfelgrat vermittelt. Alles in allem eine schöne Ausstiegsvariante, welche wir mit VII- oder VI/A1 bewerten würden. Nach einem Eintrag im Gipfelbuch seilten wir von einem Felskopf in die Hauptverschneidung hinab, von wo wir über bereits vorgefundene Abseilstände mit lediglich geringen Ausbesserungsarbeiten recht geradlinig in z. T. 60 m-Seillängen über die gesamte Wand abseilten.

Nachdem der Rückmarsch überstanden war und wir uns in unserer Unterkunft in San Martino di Castrozza ausgeschlafen hatten, stiegen wir tags darauf vorbei am Rifugio Velo (2358 m) zur Nordwand der herrlichen Cima della Madonna (2733 m) auf. Durch diese von der Ferne äußerst glatt anmutende Wandflucht führt die Route der Brüder R. und G. Messner aus dem Jahre 1968. Vom Einstieg am Wandvorbau, welchen zwei alte Sanduhrschlingen markieren, leitet die Route vorerst in einem Riss und dann in rassig kühner Kletterei bis zum VI. Grad an bestem, griffig strukturiertem Pala-Fels empor. Die Absicherung erfolgt überwiegend an Sanduhren, welche oft selbst gefädelt werden müssen und an den wenigen in der Route befindlichen Normalhaken, wobei die Wegfindung nicht immer einfach ist und immer wieder entschlossene Runouts erfordert. Nach sieben Seillängen und etwas leichterem Gelände auf der berühmten Schleierkante erreichten wir den Gipfel, dessen Namen von der Ähnlichkeit mit einer Marienstatue mit Schleier herrührt.

Nach einem verregneten Pausetag rückten wir am Freitag noch einmal aus. Mit einer Route in der 550 m hohen Westwand der Pala del Rifugio (2394 m) unter deren Fuß die Treviso-Hütte (1631 m) liegt, fiel diesmal zumindest der Zustieg etwas kürzer aus. Die nach den Initialen der Erstbegeher M. Tiozzo, P. G. Penna und A. Soccombi benannte „Via S.P.T.“ aus dem Jahre 1994 führt rechts der populäreren „Frisch/Corradini“ über meist sehr gutes, stellenweise aber auch etwas brüchiges Gestein, welches in den ersten beiden Seillängen noch oft von Graspolstern bedeckt ist. Vor allem die dort im Topo eingezeichneten Bohrhaken konnten wir nicht finden. Danach geht es überwiegend im V. bis VI. Grad mit einer Passage VII-/VII dahin, wobei der ein oder andere Standplatz sowie manche Zwischensicherungen an Schlüsselstellen in Form von schon etwas rostigen 8 mm Kronenbohrhaken ausgeführt sind. In der 11. Seillänge droht unserer Einschätzung nach eine riesige freistehende Felsschuppe zu Tale zu stürzen, welche jedoch berührungslos rechts umgangen werden kann. Nach 13 Seillängen mündet die Route in die benachbarte „Frisch/Corradini“, welche in vier weiteren Seillängen den Gipfel erreicht. Wie zwei Tage zuvor erschien mir als Karwendel-Kletterer auch dieser Pala-Abstieg aufgrund des festen Gesteins sehr angenehm und landschaftlich schön. Selbstverständlich ist jedoch durch die Ausgesetztheit noch einmal volle Aufmerksamkeit gefordert.
















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