Nach dem durchwachsenen Wetter im Juli versprachen die Prognosen für die erste Augustwoche endlich stabiles Wetter. So zog es Matthi, Sonne und mich am Freitag den 08.08. wieder einmal in die Laliderer Wände. Ein noch offenes, gemeinsames Ziel war schnell gefunden: Die Westliche Verschneidung mit dem Geraden Gipfelaufbau in der Nordwand der Dreizinkenspitze (2603 m). Nachdem die große Verschneidung im unteren Wandteil von Otto „Rambo“ Herzog und Gustav Haber 1922 erstbegangen wurde, gelang ihnen 1929 gemeinsam mit Bruder Willi „Mungo“ Herzog der gerade Gipfeldurchstieg. Neben der berühmt-berüchtigten HaHe-Verschneidung geriet dieser westliche Weg jedoch über die Jahre in Vergessenheit.
Über steinschlaggespickte Altschneefelder und die Randkluft führt uns der
Zustieg in diesen finsteren Wandwinkel. Ein links ansetzender Riss (V) vermittelt
den Einstieg in die rampenähnliche Riesenverschneidung. Als erste
Schlüsselstelle entpuppt sich ein wassertriefender Überhang aus brüchigem
schwarzem Gestein, über welchen der Verschneidungsgrund nach links verlassen
wird (3. SL, VI).
Über ein Köpfl (2 SH, Verhauerhaken rechts darüber) fallend nach links gelangt
man in die sog. Fleischbanktraverse, welche zu einem überhängenden Riss
führt (5. SL, VI). Geschickt und tendenziell
linkshaltend und schlängelt sich der Anstieg durch die Schwachstellen der grauen
Plattenwand. Auch in der 8. Seillänge quert man deutlich nach links, ehe man
über hellgrauen reibungsarmen Fels in den Plattenkessel am Ende des ersten
Wanddrittels gelangt (Var. gerade empor, 1 H.).
Ein gratartiger Pfeiler, welcher linkerhand in die Eisschlucht abbricht,
vermittelt den Weiterweg über einige teils brüchige Seillängen bis etwa zum IV.
Grad.
Von einer Gratschulter auf etwa zweidrittel Wandhöhe steilt nun der
Gipfelaufbau der Dreizinkenspitze vor uns auf. Originalaufnahmen, veröffentlicht
in einer AV-Zeitschrift von 1936 zeigen „Rambo“ im linken Y-Ast des links
ansetzenden Risses. Diesen empor (VI-, 2 H.) gelangt man schließlich zu einer schmalen Plattenrampe (1 SH.) welche in
einer Rechts-Links-Schleife eine weitere Wandstelle (V) überlistet.
Während die Erstbegeher im Bann des geraden Gipfelweges von einer Gratrippe
noch einmal nach rechts in eine rotbrüchige Rinne abseilten, um den damaligen Gipfelsteinmann
auf direkter Linie zu erreichen, begnügen wir uns mit dem naheliegenden Ausstieg
über die karwendelig-brüchige Rippe (III+). Mit Wegsuche und (zumindest) einem
Verhauer können wir uns so nach 22 Seillängen und 11 h in der Wand glücklich die Hände schütteln.
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