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Montag, 29. März 2021

Schwert des Damokles

In der letzten Jännerwoche war ich noch unschlüssig, ob ich übers Wochenende in die Heimat nach Tirol fahren sollte, da die Prognosen kein allzu gutes Wetter versprachen und auch mit erheblicher Lawinengefahr zu rechnen war. Mit einem super Tourenvorschlag konnte mich Matthi jedoch sofort überzeugen: In der Route „Schwert des Damokles“ bei den Brennerseefällen war der in der dritten Seillänge lauernde, namensgebende Eiszapfen zu einer Säule zusammengewachsen und somit kletterbar. So fuhren wir am Samstag den 30.01.2021 auf den Brennerpass und stapften im tiefen Schnee durch die Rinne im bewaldeten Osthang zu den Brennerseefällen empor, bis uns schließlich eine ältere Spur das Vorankommen erleichterte. Rasch ging es auch die erste Seillänge im IV. Grad empor an deren Ende sich ein guter Standplatz hinter einem Eisvorhang anbot. Über diesen hinauf und in flacheres Gelände leitete uns die 2. Seillänge bis unter die mächtige 40 m hohe Säule der Schlüsselseillänge. Matthi konnte dieses Formideal des VI. Eisgrades bereits 2009 im Vorstieg klettern und so wurde mir diesmal diese Ehre zuteil. Zwar hatte auch ich der Route schon 2019 einen Besuch abgestattet, bei dem das „Schwert“ jedoch nicht heruntergewachsen war und wir nur über eine kombinierte Variante unmittelbar rechts hinter diesem den Ausstieg erreichen konnten. Von einem Standplatz an einem Baum links unter der Säule stieg ich den noch etwas flacheren und gut strukturierten Sockel empor und über einen kleinen Eisüberhang erreichte ich ein Podest, auf dem wir zwei Jahre zuvor Stand bezogen hatte. Auch diesmal brachte ich dort Cams unter, verlängerte diese jedoch und stieg auf der Säule weiter. Noch ein kleines Schneepodest zwischen Fels und Eis zum Rasten, dann entfernt sich die vergängliche Skulptur von ihrem felsigen Untergrund. Trotz der geringen Temperaturschwankungen in den vorgegangenen Wochen fiel mir gleich ein noch nicht ganz verheilter Querriss ins Auge, doch der Klang der Pickel vermittelte mir ein sicheres Gefühl. Auch erleichterte mir der ein oder andere Hook von einer Begehung am Vortag das Vorankommen. Die freistehende Säule in flacheres Gelände verlassend galt es noch einen letzten Steilaufschwung zu überwinden, bis ich die lange Schlüsselseillänge beim Abseilstand an einer stark gewachsenen Fichte beenden konnte. In diesem Bereich wurde angeblich einst ein Seil verankert, welches herabhängend den stabilen Aufbau des Eisschwertes begünstigen sollte. Nach einmaligem Abseilen über diese Arena der dritten Seillänge stiegen wir noch in die rechts benachbarte Mixed-Route „King Nothing“ ein. Diese hatte jedoch schon einen merklichen Sonnenstich bekommen und so erwies sich der auf eine Verschneidung folgende Überstieg ins Eis recht anspruchsvoll. Nachdem vorerst ein paar kleine Felsleisten und der ein oder andere Eiszapfen unter unseren Pickelhauen der Schwerkraft folgten, war aber auch diese Hürde überwunden und ein paar gute Eismeter führten uns zum steilen Finale. Dort musste neben der weit auskragenden Abbruchfläche eines Riesenzapfens noch ein Durchschlupf in einen Eisvorhang geschlagen werden, bis der Ausstieg in flacheres Gelände möglich war. Von dort seilten wir mit zufriedenem Blick auf diese beiden tollen Linien ab.




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