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Donnerstag, 15. September 2022

Schwere Kalkkögel-Klassiker

Als Magnus und ich am Morgen des o4.o8.2o22 von der Adolf Pichler Hütte in die NW-Wand der Riepenwand (2774 m) blickten, stellten wir mit etwas Überraschung fest, dass die vorangegangenen heißen Sommerwochen selbst die „Direkte Nordwestwand“ von Hias Rebitsch und Kurt Loserth weitestgehend trockengelegt haben. Deren unterer Wandteil ist meist das ganze Jahr wasserüberronnen und auch im trockenen Zustand vielerorts vom Sand einer darüber liegenden Schlucht eingestaubt. So zählte das Hüttenbuch seit der Erstbegehung im Jahr 1936 bis zu jenem Tag erst 6 Wiederholungen.

Die Einstiegsverschneidung, ein harter Kögel-Fünfer, welcher wohl getrost mit VI bewertet werden könnte, stimmt gleich auf die herrschende Tonart ein. Die zweite Seilänge (V) führt linkshaltend in schöner Kletterei auf eine Piazschuppe. Vom Standplatz auf dieser leitet eine Linksschleife in brüchigem Gestein in die Schlüsselpassage der Route. Diese wird von einer abweisenden Wandpassage, über welcher der Schwerkraft trotzende Schuppen lauern, gebildet. Von Andi Orgler frei geklettert und mit VI+ bewertet, bevorzugten wir hier unser Körpergewicht auf das fragwürdige Gestein und ebensolche Haken zu verteilen. Brüchiger Fels, Nässe und Moos gestalteten auch die Kletterei im folgenden 4o m langen Riss (VI-) anspruchsvoll. Dieser führt in die Schlucht, an deren Beginn man überdacht und somit geschützt vor Steinschlag Stand beziehen kann. Und solchen löst der Vorsteiger fast garantiert aus, bis er die Schlucht wieder nach links verlässt. Die folgenden Seillängen führen entlang der Pfeilerkante empor, in deren Aufschwüngen immer wieder konzentrierte Kletterei (V+) gefordert ist, um nicht unliebsame Bekanntschaft mit darunterliegenden Bändern zu machen. Während wir die letzten Steilstufe in einem überhängenden Riss knapp links der Kante überwanden, spart man gewiss ein paar Nerven, wenn man wie im AV-Führer beschrieben, über ein Band nach rechts zu einer Verschneidung quert. Nach insgesamt 10 bis 12 Seillängen führt die flacher werdende Pfeilerkante fast direkt zum Gipfelkreuz der Riepenwand.

Eine Woche darauf, am 11.o8.2o22 waren Magnus und ich wieder an der Riepenwand. Diesmal wollten wir uns an einem Meisterstück von Matthias Auckenthaler und Hannes Schmidhuber aus dem Jahr 1933 versuchen. Die Route stellt bis heute, abgesehen von der „Wandrand-Verschneidung“, den einzigen Durchstieg durch die Westwand der Riepenwand dar. Gleich die erste Seillänge zeigt die Klasse der Erstbegeher auf. Hier verzeiht sicherungsmittelfeindliche Wandkletterei (VI) keinen Fehler, bis man bei auf einem kleinen Podest rasten und erste Haken klippen kann. Ein nasser schwarzer Fleck erschwerte den Überstieg in einen Riss, welcher endlich solide Cams schluckte. Nach 3o harterkämpften Metern erreicht man den ersten Standplatz auf einem Querband. Eine 4o m lange Traverse führt vorerst spazierend zu einem jüngeren Ausbruch, welcher 2018 von unseren Kameraden Matthi, Sonne und Roli mit 3 Haken überwunden und mit VI+/A1 bewertet wurde. Das folgende Kriechband geht in eine Hangelquerung über, welche zu einem Hängestand am Beginn eines steilen Risses leitet. In durchwegs gutem Fels und schöner Kletterei geht es 3 Seillängen (VI+, VI- und IV) geradlinig empor, bis man flacheres Gelände gewinnt, von wo man über Bänder (Steinmänner), vorbei an den spektakulären Riepentürmen eine Rinne erreicht, welche zurück zum Wandfuß führt. Beim Bier auf der Adolf Pichler Hütte konnten wir die 22. Begehung der „Riepen-Westwand“ ins Hüttenbuch eintragen.










4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Maah, Respekt 💪

Anonym hat gesagt…

Maah, Respekt 💪💪

Chris hat gesagt…

Wahnsinn! Dieser Blog ist für mich wie eine einsame Alpin-Bastion, die sich tapfer gegen die Übermacht der selbstverliebten Insta-Alpinisten stellt: Authentisch, unaufgeregt und ehrlich liefert ihr hier Leistungen ab, von denen diese Selbstinszenierer in der menschlichen Müllhalde namens social media nur träumen können! Bitte weiter so!

Rudl hat gesagt…

Sauber Mander,👍💪🍀,so richtig nach dem Geschmack der Alpinen Bande👏🍻